Alexej Nawalny verstarb im Gefängnis – Todesursachen werden ermittelt

  • POLITIK
  • Februar 16, 2024
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Einer Pressemeldung von TASS zufolge, meldete die föderale Strafvollzugsbehörde (FSIN) für den autonomen Kreis der Jamal-Nenzen, den Tod von Alexej Nawalny in der Kolonie. „Am 16. Februar 2024 fühlte sich der Gefängnissinsasse Nawalny A.A. in der Justizvollzugskolonie Nr. 3 nach einem Spaziergang unwohl und verlor das Bewusstsein. Das medizinisches Personal der Anstalt traf sofort ein und ein medizinisches Notfallteam wurde gerufen“, heißt es in einer Mitteilung auf der Website des Bundesstrafvollzugsdienstes. „Alle notwendigen Reanimationsmaßnahmen wurden durchgeführt, führten jedoch zu keinem positiven Ergebnis. Notärzte bestätigten den Tod des Verurteilten. Die Todesursachen werden geklärt“, berichtete der Vollzugsdienst. Einer weiteren Quelle zufolge löste sich offenbar ein Blutgerinnsel.

Der russische Präsident Wladimir Putin sei über den Tod Nawalnys informiert worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. 

BBC berichtet, „die öffentliche Überwachungskommission für die Region PMC hat beschlossen, zu erklären, dass es keine Gesundheitsbeschwerden von Navalny gibt. Allerdings litt Nawalny im Gefängnis unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen.“

Shutterstock/ Gregory Stein

Das britische Nachrichtenportal begründete es auf diese Weise: „Im Frühjahr 2021 durfte Nawalny, der gerade in die Strafkolonie IK-2 in der Region Wladimir gebracht worden war, nicht normal schlafen. Er wurde als „fluchtgefährdet“ eingestuft und vorsorglich registriert. Daher leuchtete ihm nachts stündlich ein FSIN-Mitarbeiter mit einer Taschenlampe ins Gesicht und meldete lautstark, dass der Gefangene an Ort und Stelle sei. Aus diesem Grund verklagte der Politiker die Kolonie: „Ich möchte aus dem Register gestrichen werden und normal schlafen“, sagte er im Prozess.“ Und auch die Folgen eines Hungerstreiks Ende März 2021, in den sich Alexej Nawalny begab, führt BBC als mögliche Folge einer Erkrankung an und, „weil ein Arzt ihn nicht sehen durfte.“ „Der Politiker klagte daraufhin über starke Rückenschmerzen, ein Taubheitsgefühl im Bein und konnte aufgrund der Schmerzen nicht auf sein Bein treten. Aber laut dem Anwalt holten sie ihn aus der medizinischen Abteilung des Gefängnisses und gaben ihm nur zwei Ibuprofen-Tabletten.“ Nawalny trat dann mehrere Wochen lang in einen Hungerstreik,“ so das britische Nachrichtenmagazin BBC, „als sich sein Zustand verschlechterte und die Ärzte darauf hinwiesen, dass er sterben könnte.“ Auch in Gefangenschaft war Alexej offenbar oft krank mit Fieber und Husten. Der Politiker Navalny verurteilte die Führung der Kolonie,  ihn absichtlich mit der Grippe infiziert habe, indem sie einen kranken Gefangenen bei ihm untergebracht habe.

Der zweimal suspendierte Nawalny wurde wegen wiederholter Verstöße gegen richterlich verordnete Auflagen für die Verbüßung seiner Strafe im Fall Yves Rocher auf die Fahndungsliste gesetzt. Am 2. Februar 2021 beschloss das Gericht, seine Bewährungsstrafe durch eine reale zu ersetzen. Im März 2022 wurde er außerdem wegen Missachtung des Gerichts und Betrugs bei der Beschaffung von Wahlkampfgeldern sowie im August 2023 wegen Schaffung einer extremistischen Gemeinschaft für schuldig befunden.

Westliche Stimmen zum Tod von Navalny

Kurz nach der Meldung über Navalnys Tod, melden sich – insbesondere aus Europa – Stimmen mit Mutmassungen und Unterstellungen. Gar nicht zu spüren ist in den Botschaften eine gewisse Trauer über den Menschen Navalny oder Bekundungen, auf welche Weise sie dem Politiker begegnet waren und wie sehr sie seinen Verlust bedauern. Aber es gibt Anklagen und Unterstellungen, die in erster Linie an das Oberhaupt der Russischen Föderation gerichtet zu sein scheinen.

So informiert der derzeit amtierende ukrainische Präsident,  Wladimir Selenskyj: „Offensichtlich wurde er von Putin getötet“. Selenskyi wortwörtlich: „Anscheinend wurde er von Putin getötet, wie Tausende andere, die wegen dieser einen Kreatur gefoltert wurden. Putin ist es egal, wer stirbt, solange er seine Position behält. Deshalb sollten Sie nichts speichern. „Putin muss alles verlieren, muss alles verlieren und für das, was er getan hat, zur Verantwortung gezogen werden“, sagte der Präsident der Ukraine.wie Tausende andere, die wegen dieser einen Kreatur gefoltert wurden. Putin ist es egal, wer stirbt, solange er seine Position behält. Deshalb sollten Sie nichts speichern. „Putin muss alles verlieren, muss alles verlieren und für das, was er getan hat, zur Verantwortung gezogen werden“, sagte der Präsident der Ukraine.

Nawalnys Anwalt Leonid Solowjow sagte, dass Nawalny zuletzt am Mittwoch gesehen wurde – „alles in Ordnung.“ „Aufgrund der Entscheidung der Familie von Alexeij Nawalny kommentiere ich überhaupt nichts. Jetzt prüfen wir es, “ so der Anwalt weiter.

Die Journalistin Yulia Ioffe schrieb, dass sie gestern Alexeijs Frau, Julia Nawalnaja, gesehen habe, „die sagte, ihm geht es gut, angesichts der schlechten Umstände.“

Iwan Schdanow aus Nawalnys Team teilte mit, „dass den Angehörigen laut Gesetz der Tod eines Gefangenen innerhalb von 24 Stunden mitgeteilt werden muss, bisher gab es jedoch keine Benachrichtigungen.“

„Der Tod von Alexej Nawalny sei eine große Tragödie für das russische Volk,“ sagte der britische Premierminister Rishi Sunak: „Das sind schreckliche Neuigkeiten. Als Russlands leidenschaftlichster Verteidiger der Demokratie hat Alexej Nawalny sein Leben lang unglaublichen Mut bewiesen. „Meine Gedanken sind bei seiner Frau und dem russischen Volk, für das dies eine große Tragödie ist“, sagte er.

Etwas gefühlvollere Worte findet Bundeskanzler Olaf Scholz. Er lies laut BBC verlautbaren, „das ist ein Zeichen dafür, wie sich Russland verändert hat…. Es gibt noch keine endgültige Bestätigung, wir gehen jedoch davon aus, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass Nawalny in einem russischen Gefängnis gestorben ist. Das ist für uns sehr deprimierend. Ich traf ihn in Berlin, als er in Deutschland wegen der Folgen einer Vergiftung behandelt wurde, und sprach mit ihm über den Mut, den seine Entscheidung, nach Russland zurückzukehren, erforderte. Jetzt bezahlte er es mit seinem Leben. Wir wissen sehr gut, was für ein Regime das ist. Wer kritisiert, wer Demokratie befürwortet, muss um sein Leben und seine Sicherheit fürchten. Daher sind wir schockiert. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seinen Kindern, seinen Freunden, seinen Anhängern. Das ist einfach schrecklich. Und das ist ein Zeichen dafür, wie sich Russland verändert hat. Leider hat dieser Prozess schon vor sehr langer Zeit begonnen, er hat sich längst von der Demokratie entfernt, es ist keine Demokratie mehr.“ 

Der französische Außenminister Stéphane Sejournet sagte, „Alexej Nawalny hat mit seinem Leben dafür bezahlt, dass er sich dem System der Unterdrückung widersetzt hat“, schrieb Sejournet im sozialen Netzwerk X. „Sein Tod in einer Strafkolonie erinnert uns an die Realität des Regimes von Wladimir Putin.“ Der Chef des französischen Außenministeriums drückte auch der Familie Nawalnys und dem russischen Volk sein Beileid aus.

Ehemalige russische Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die offiziell im Register der „ausländischen Agenten“ in Russland eingetragen sind und im Ausland leben, reagierten ebenfalls auf die Nachricht vom Tod von Alexej Nawalny.

So auch der Oligarch Michail Chodorkowski, den der russische Präsident Wladimir Putin amnestiert hatte. „Wenn dies wahr ist, dann trägt, unabhängig vom formellen Grund, persönlich Wladimir Putin die Verantwortung für den vorzeitigen Tod, der zuerst die Vergiftung von Alexei genehmigte und ihn dann ins Gefängnis steckte.“  Chodorkowski ist ein im Exil lebender russischer Geschäftsmann, der in London lebt. Im Jahr 2003 galt Chodorkowski als der reichste Mann in Russland. Das Vermögen wurde auf $ 15 Milliarden geschätzt und wurde auf Platz 16 gewählt (Forbes Liste der Milliardäre). Nach der Auflösung der Sowjetunion, Mitte der neunziger Jahre, sammelte er beträchtlichen Wohlstand an, indem er die Kontrolle über eine Reihe sibirischer Ölfelder erlangte, die unter dem Namen Yukos vereinigt wurden. Er wurde wegen Unterschlagung und Geldwäsche zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Laut dem Guardian (Dezember 2014) habe Chodorkowski „Putin drei Dinge in einem handschriftlichen Brief versprochen“, in dem er um Freilassung bat: „…dass er Russland verlassen würde, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen, sich von der Politik fernhalten und nicht versuchen würde, seine Anteile an Yukos zurückzugewinnen … oder sich auf Gerichtsverfahren einzulassen.“ Chodorkowski behauptet später jedoch, er habe kein solches Versprechen gegeben.

Ekaterina Mikhailovna Schulmann, sie ist eine russische Politikwissenschaftlerin, die sich auf Gesetzgebungsverfahren spezialisiert hat. Schulmann ist außerordentliche Professorin der RANEPA, außerordentlicher Professor der Moskauer Schule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und außerordentlicher Fellow des Chatham House. Das Royal Institute of International Affairs, allgemein bekannt als Chatham House. Es ist eine britische Denkfabrik mit Sitz in London (England): Letzten Dienstag habe ich eine Audioaufnahme seiner Stimme gehört, die während der Gerichtsverhandlung gemacht wurde, die einen Tag zuvor am Montag stattfand. Es war die Stimme eines gesunden, energiegeladenen, nicht erschöpften Menschen. Wenn jemand einen Bänderriss oder eine Lungenentzündung hat, das Herz nicht funktioniert oder er hungrig ist, kann man es an der Stimme hören. Vor einer Woche war er gesund und voller Energie. Uns bleiben keine anderen Versionen als Mord.“ 
Dmitri Gudkow meinte: Auch wenn Alexej aus „natürlichen“ Gründen starb, so waren sie doch auf seine Vergiftung und weitere Folter im Gefängnis zurückzuführen. Blut klebt an Putin. Einer mehr zusätzlich zu den Hunderttausenden, die – auch von ihm – im Krieg getötet wurden. Natürlich ist er nicht der einzige Mörder – aber alle seine Handlanger, alle diese Patruschews, Bastrykins und so weiter, bis hin zum letzten Gefängniswärter. Und doch – beängstigend und wichtig. Heute sind die Tore zur Todesstrafe für politische Gefangene geöffnet. Und dann – für alle.“ Im April 2013 wurde Dmitri Gudkow in Russland vorgeworfen, er habe seinen Anteil am bulgarischen Unternehmen „Marie House“ nicht vor der Wahl bekannt gegeben. Der ehemalige russische Politiker antwortete, dass er kurz vor der Wahl einen Anteil an der Firma an die vertrauliche Geschäftsführung seines Bruders übertragen habe. Im Juni 2013 veröffentlichte das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) öffentlich zugängliche Informationen über die Eigentümer von mehr als 100.000 Offshore-Unternehmen. Dann wurde erstmals bekannt, dass Dmitry Gudkov seit 2006 Eigentümer der auf den Britischen Jungferninseln registrierten Firma Parustrans Ltd. war und den Besitz ausländischer Unternehmen entgegen dem Gesetz nicht gemeldet hatte. 

Die TASS-Nachricht wurde bearbeitet (14:32 Uhr Moskauer Zeit) – übermittelt mit Klarstellung des Datums im Zitat, korrekt wäre das Datum 16. Februar.

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