„Sie sind nicht irgendwelche Helfer oder Kollateralschäden im Krieg.“ Zwei Tage nach der Tötung von sieben Mitarbeitern der World Central Kitchen (WCK) bei einem Angriff der israelischen Streitkräfte (IDF) auf einen Konvoi der Hilfsorganisation in Gaza hat sich Gründer José Andrés in der Zeitung „New York Times“ mit einem Kommentar an Israel gerichtet. Die NGO hat eine unabhängige Untersuchung des israelischen Angriffs gefordert.
Andrés begrüßte im Namen der Hilfsorganisation das Versprechen der israelischen Regierung, eine Untersuchung darüber durchzuführen, wie und warum die WCK-Mitarbeiter getötet wurden. Unmittelbar nach der Mitteilung der israelischen Armee verlangte die NGO Ermittlungen durch eine unabhängige Kommission. Ihr Gründer erklärte, das israelische Militär könne sein eigenes „Versagen“ nicht glaubwürdig untersuchen. Er verwies auf Premierminister Benjamin Netanjahu, der über die israelischen Morde an sein Team gesagt habe: „Das passiert im Krieg.“
„Es handelte sich um einen direkten Angriff auf deutlich gekennzeichnete Fahrzeuge, deren Bewegungen den israelischen Streitkräften bekannt waren“, so Andrés. „Es war auch das direkte Ergebnis einer Politik, die die humanitäre Hilfe auf ein verzweifeltes Niveau reduzierte.“ Sein Team war auf dem Weg zu einer Lieferung von fast 400 Tonnen Hilfsgütern auf dem Seeweg, wie er schrieb. Das sei ihre zweite Lieferung gewesen, finanziert von den Vereinigten Arabischen Emiraten, unterstützt von Zypern und mit Genehmigung der israelischen Streitkräfte. „Gerade weil diese Nahrungsmittelhilfe so rar und so dringend benötigt wird, setzen die Teammitglieder ihr Leben aufs Spiel“, schrieb er weiter.
Der israelische Generalstabschef Herzl Halevi hat laut dem Magazin „Der Spiegel“ sein Bedauern über die Tragödie in einer Mitteilung ausgedrückt und den Luftschlag als „schweren Fehler“ bezeichnet. Darin werde eine Reihe von Fehlern in der Entscheidungsfindung beschrieben: „Der Angriff auf die Hilfsfahrzeuge ist ein schwerwiegender Fehler, der auf einer falschen Identifizierung, Fehlern bei der Entscheidungsfindung und einem Angriff, der gegen die Standardarbeitsanweisungen verstößt, beruht.“
Der Gründer der WCK erklärte, er glaube nicht, „dass das ein unglücklicher Fehler gewesen ist. Es war in der Tat ein direkter Angriff auf ein klar gekennzeichnetes Fahrzeug“. Israel habe die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen und sie als „unsinnig“ bezeichnet, so Der Spiegel. Israels Militär entlässt nun demnach zwei hochrangige Offiziere und hat zudem drei weitere Offiziere gerügt. Das gehe aus einer Mitteilung der israelischen Armee zum Abschluss der Ermittlungen um den Vorfall hervor, berichtet das Magazin.
Unter den sieben getöteten WCK-Helfern waren drei britische Staatsangehörige, ein australischer, ein polnischer, ein amerikanisch-kanadischer und ein palästinensischer Staatsbürger, wie aus den Krankenhausunterlagen hervorgeht. Die WCK lieferte bisher Lebensmittel und bereitete Mahlzeiten für Bedürftige zu, wie Der Spiegel berichtete. Nach eigenen Angaben hat die Organisation mehr als 42 Millionen Mahlzeiten im Gazastreifen ausgegeben. Der Tod der Helfer habe weltweit Entsetzen und scharfe Kritik an Israel ausgelöst.
Als Folge des Angriffs haben laut dem Magazin zahlreiche Hilfsgruppen ihre Arbeit in Gaza eingestellt, um die Sicherheit ihres Personals nicht weiter zu gefährden. Dieser Schritt werde die ohnehin miserable Versorgungslage im Kriegsgebiet allerdings noch weiter verschärfen. Große Teile der Zivilbevölkerung seien unterversorgt, vor allem weil Israel Hilfsgüter von außen blockiert.