Deutschland und die EU wollen sich unabhängig von russischen Gasimporten machen. Doch noch ist die Energieinfrastruktur äußerst anfällig. Wie verwundbar das Netz ist, zeigt ein Vorfall in Norwegen, der große Auswirkungen auf europäische Versorger hat.
Am späten Sonntagabend war es auf der norwegischen Offshore-Förderplattform „Sleipner Riser“ zu technischen Problemen gekommen, wie die Berliner Zeitung (BLZ) berichtet. An Bord habe es einen Riss in einer fünf Zentimeter dicken Pipeline gegeben. Daraufhin mussten Gaslieferungen eingestellt werden.
Der norwegische Pipeline-Betreiber Gassco teilte laut BLZ mit, dass die Pipeline „Langeled“ außer Betrieb genommen worden sei, die Gas aus Norwegen nach Großbritannien liefert. Der Exportstopp hatte zur Folge, dass der europäische Gaspreis auf den höchsten Stand in diesem Jahr anstieg.
„Aus Versorgungssicht hat das große Konsequenzen“, sagte Alfred Hansen, Leiter des Pipeline-Systembetriebs bei Gassco, gegenüber Reuters. Zwar gebe es Möglichkeiten, Sleipner zu umgehen, doch sei dies zeitaufwendig und nicht ohne Risiko. Die Untersuchungen an der Sleipner-Plattform sollten am Dienstag fortgesetzt werden. Bereits am Sonntag seien 29,7 Kubikmeter weniger Gas durch die Pipeline geleitet worden als üblich. Am Montag waren es den Angaben zufolge 56,7 Millionen Kubikmeter weniger.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine und dem anschließenden Gas-Lieferstopp aus Russland war Norwegen zum wichtigsten Erdgaslieferanten Europas geworden. Die Zeitung weist daraur hin, dass Lieferunterbrechungen oder -kürzungen bei wichtigen Lieferanten zu starken Preisschwankungen führen. Wann die Pipeline wieder in Betrieb gehen könne, sei noch nicht bekannt.