Mehr als ein Dutzend eisbrechende LNG-Tanker liefern zurzeit russisches Erdgas nach Europa, schreibt die „Wirtschaftswoche“. Fast jeden Tag laufen russische Schiffe europäische Flüssigerdgas-Terminals an. In ihrem Beitrag beruft sich die Zeitung auf Schifffahrtsdaten von MarineTraffic und Satellitenbilder von LiveEO.
Ihre Ladung beziehen die Tanker von einer Gasverflüssigungsanlage in Sabetta am Nordpolarmeer.
Infolge der Sanktionen und der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines seien die Gasimporte nach Angaben der Brüsseler Ökonomie-Think-Tank Bruegel aus Russland zwischen den Jahren 2021 und 2023 um 83 Prozent gesunken.
Doch die Einfuhr von russischem LNG habe die EU gleichzeitig erhöht. Nach Berechnung des amerikanischen Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) seien die LNG-Importe zwischen 2021 um elf Prozent gestiegen. Laut den Analysten der Denkfabrik Bruegel entsprachen die neuerlichen LNG-Mehrimporte aus Russland knapp zehn Prozent der Energiemenge, die zuvor über die Nord-Stream-Pipelines in die EU flossen.
„8,1 Milliarden Dollar zahlten EU-Staaten laut IEEFA im vergangenen Jahr für russisches LNG“, schreibt das Blatt. „2018, dem Jahr, als der Hafen von Sabetta seine Arbeit aufgenommen hat, gab die EU laut IEEFA und Eurostat nur 0,8 Milliarden Euro für russisches LNG aus. 2022 waren es aufgrund des extrem hohen Gaspreises 16,1 Milliarden Euro.“
Der mit Abstand am meisten angelaufene europäische LNG-Hafen für Schiffe aus Russland sei Zeebrügge in Belgien.
Das zweite wichtige Anlaufland für die russischen Gas-Tanker sei Frankreich mit zwei großen LNG-Häfen in Montoir-de-Bretagne bei Nantes und in Hafen Dünkirchen (Dunkerque).
Momentan werde in Russland an 15 eisbrechenden LNG-Frachtern gebaut, heißt es in dem Beitrag. Die Produktionsstätte befinde sich in Bolschoi Kamen in der Nähe der Grenze Chinas und Nordkoreas.