Dass mit diesen zusätzlichen Geldern und Waffen der „Fleischwolf“ der russischen Artillerie hauptsächlich mit ukrainischen Männern gefüttert wird, scheint auf beiden Seiten des Atlantiks niemanden zu interessieren. Und letztlich sieht alles danach aus, als könnte die ukrainische Niederlage selbst mit mehr Geld und Waffen aus dem Westen nicht mehr aufgehalten werden, denn die Ukraine steht vor der unmöglichen Aufgabe, noch ausreichend wehrfähige Männer zu finden. Denn die meisten und die fittesten Männer sind bereits an der Front bei den „Offensiven“ verheizt worden.
Eine Analyse von Rainer Rupp
Laut US-Oberst a. D., Douglas Macgregor, werden die ukrainischen Verluste auf 500.000 gefallene und auf über eine Million kriegsuntauglich verwundete Soldaten geschätzt. Macgregor hält die Fortsetzung des US/NATO-Stellvertreterkriegs in der Ukraine schon allein aus Mangel an kriegsfähigen und auch kriegswilligen Soldaten für schwierig. Dennoch warnte das ISW am 14. Dezember, dass die Vereinigten Staaten riskieren, letztlich „viel höhere Kosten“ zahlen zu müssen, als die meisten Amerikaner sich vorstellen könnten, wenn die Regierung in Washington „den Russen erlaubt“, in der Ukraine zu siegen.
Diese ISW-„Analyse“ kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Washington in der Sackgasse steckt, wobei es darum geht, ob Kiew angesichts des sowohl absolut als auch prozentual größten Haushaltslochs in der Geschichte der US-Bundesregierung weiter finanziert werden kann und soll. Erschwerend kommt hinzu, dass die Demokraten und die meisten Republikaner im US-Kongress und auch die Menschen im ganzen Land in dieser Angelegenheit absolut konträrer Meinung sind.
Das ISW schürt jedoch die Angst im US-Establishment. Demnach würde ein Sieg Russlands dazu führen, dass die USA zwecks Abschreckung „einen beträchtlichen Teil ihrer Bodentruppen“ und „eine große Anzahl von Tarnkappenflugzeugen“ nach Osteuropa entsenden müssten. Das – so argumentiert das ISW weiter – würde wahrscheinlich dazu führen, dass Washington eine „schreckliche Entscheidung“ treffen müsste zwischen der Verteidigung seiner NATO-Verbündeten in Europa (die angeblich vom bösen Zar Putin höchst persönlich bedroht werden) und dem Schutz Taiwans (um die chinesische Provinz Taiwan vor China zu schützen).
„Das gesamte Unterfangen wird ein Vermögen kosten, und die Kosten werden so lange anhalten, wie die russische Bedrohung anhält – möglicherweise auf unbestimmte Zeit“, so das ISW. Weiter heißt es: „Der Ukraine durch kontinuierliche militärische Unterstützung des Westens dabei zu helfen, die Grenzen (von 1991) aufrechtzuerhalten, ist für die Vereinigten Staaten weitaus vorteilhafter und günstiger, als zuzulassen, dass die Ukraine verliert. […] Den Konflikt einzufrieren ist schlimmer, als der Ukraine weiterhin bei ihrem Kampf zu helfen – das würde Russland lediglich Zeit und Raum geben, sich auf einen erneuten Krieg zur Eroberung der Ukraine und zur Konfrontation mit der NATO vorzubereiten.“
Viel vorteilhafter sei deshalb, so das ISW, der Ukraine jetzt weiter dabei zu helfen, die Kontrolle über ihr gesamtes oder den größten Teil ihres Territoriums zurückzugewinnen, da dies die russischen Streitkräfte wieder weiter nach Osten zurücktreiben würde. Außerdem würde …:“… die Unterstützung der Ukraine bei ihrem Sieg und die anschließende Hilfe beim Wiederaufbau die größte und kampfkräftigste, mit den USA befreundete Militärmacht auf dem europäischen Kontinent hervorbringen. Die Ukraine wird an der Spitze der Verteidigung der NATO (im Osten) stehen, unabhängig davon, ob sie letztlich dem Bündnis beitritt oder nicht.“
Diese ISW-„Analyse“ wurde vorgelegt von der wohl einflussreichsten US-Kriegstreiber-Familie, den Kagans. Das US-Magazin Politico veröffentlichte im Jahr 2014 eine Liste der fünfzig einflussreichsten Personen in Washington. Darunter befanden sich im Doppelpack die stellvertretende US-Außenministerin für europäische und eurasische Angelegenheiten, Victoria Nuland, und ihr Ehemann, Robert Kagan, leitender Mitarbeiter der weltweit bekannten Denkfabrik „Brookings Institution“ und führender Neokonservativer der ersten Stunde. Das heißt, dass Robert Kagan mit verantwortlich für die Lügenpropaganda zur Führung der US-Kriege nach dem 11. September ist – von Afghanistan über Irak bis zu Syrien.