Die Anzahl von sexuellen Übergriffen hat sich im vergangenen Jahr innerhalb der Bundeswehr um 44 Prozent erhöht.
Laut Wehrbericht 2023 gab es im Bereich „Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ 385 meldepflichtige Ereignisse und 49 Eingaben. „Das sind 15 Eingaben mehr als im Jahr 2022 und damit ein erneuter Anstieg gegenüber den letzten Jahren“, berichtete die Wehrbeauftragte Eva Högl. „Das Spektrum reicht vom vermeintlich blöden Witz, der keiner blöder Witz ist, bis hin zur Vergewaltigung“.
Högl äußerte ihre Hoffnung darauf, dass eine im Jahr 2023 in Kraft getretene Dienstvorschrift die negative Entwicklung innerhalb der Truppe stoppen beziehungsweise zumindest abbremsen würde. In der Vorschrift seien „klare rote Linien bei sexualisiertem Fehlverhalten“ gezogen worden, betonte sie. Die Vorschrift enthalte Maßnahmen in den Bereichen Prävention, Sanktion und Opferschutz. Die Forderung der Wehrbeauftragten: „Die Dienstanordnung muss fortan in der Truppe konsequent umgesetzt und gelebt werden“, wird sie vom „Nordkurier“ zitiert.
Wie in der zivilen Gesellschaft befürchten die Opfer oft Nachteile, wenn sie einen Fall melden würden. Vor diesem Hintergrund ging Eva Högl von einer größeren Dunkelziffer aus und ermutigte die Opfer, Vorfälle zur Anzeige zu bringen. „Wir beschäftigen uns viel mit den Opfern und versuchen sie entsprechend zu stärken“, hieß es.
Högl erwähnte im Zusammenhang mit der sexuellen Gewalt, dass fast immer Alkohol bei den Vorfällen eine große Rolle spiele.
Am Dienstag hatte die Wehrbeauftragte Eva Högl ihren Jahresbericht zur Lage in der Bundeswehr veröffentlicht.