EU-Bericht: Willkür der Grenzbeamten selten verfolgt

  • POLITIK
  • Juli 30, 2024
  • 0 Kommentare

Mutmaßliche Misshandlungen oder unterlassene Hilfe durch Grenzschützer: Berichten zufolge sind laufend Migranten und Flüchtlinge davon betroffen. Zu Verurteilungen kommt es aber selten.

shutterstock / Michael Dechev

Menschenrechtsverletzungen durch Grenzbeamte gegen Migranten und Flüchtende werden einem EU-Bericht zufolge zu selten verfolgt. «Es herrscht ein Eindruck von Straflosigkeit», heißt es in dem Dokument der Grundrechteagentur der Europäischen Union (FRA) in Wien. Der Bericht konzentrierte sich auf Länder der EU-Außengrenze – vom Ärmelkanal über das Mittelmeer bis zu den Grenzen im Osten, am Balkan und im Ägäischen Meer.

Glaubhafte Berichte von Gewalt, Misshandlungen, unterlassener Hilfe oder Zurückweisung von Schutzsuchenden – sogenannte Pushbacks – würden laufend von Organisationen der Vereinten Nationen und des Europarates sowie von Menschenrechtlern vorgebracht, hieß es.

Zwischen 2020 und 2023 stieß die FRA auf 118 disziplinäre Untersuchungen gegen Grenzbeamte in 16 Ländern. Strafmaßnahmen gegen Beamte sind der Grundrechteagentur nur in acht Fällen bekannt – vier in Kroatien und vier in Ungarn. Im gleichen Zeitraum gab es demnach auch mindestens 84 strafrechtliche Untersuchungen gegen Grenzschützer, aber nur drei Verurteilungen.

Obwohl in Griechenland die größte Anzahl an mutmaßlichen Fällen vorliegt, wurden dort laut FRA keine Beamte disziplinär oder strafrechtlich belangt. Jährlich gehen auch dutzende Beschwerden gegen die EU-Grenzschutzagentur Frontex ein, hieß es in dem Bericht.

Wegen fehlender oder mangelhafter Ermittlungen würden Betroffene eher den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als nationale Gerichte anrufen, stellte die FRA fest. Der Gerichtshof in Straßburg hat in den vergangenen Jahren unter anderem Mängel bei Untersuchungen zu einem Schiffbruch mit elf Toten in Griechenland und zu einem toten sechsjährigen afghanischen Kind in Kroatien festgestellt.

Die FRA fordert nun von EU-Staaten, regelmäßig Rechtsverstöße an den Grenzen offenzulegen, Opfer stärker in die Ermittlungen einzubinden, und auf GPS- und Handydaten von Beamten zuzugreifen, um Vorwürfen nachzugehen.

(red/dpa)

  • Related Posts

    Donald Trumps Rede vor dem gemeinsamen Kongress, 4. März

    Ein Beitrag von Gilbert Doctorow (Übersetzung Andreas Mylaeus) Manchmal lohnt es sich, ein paar Tage verstreichen zu lassen, bevor man eine Analyse einer wichtigen Rede wie der von Donald Trump…

    Das unrühmliche Ende des Selenski-Kults

    Einst als unantastbar gefeiert, steht Wladimir Selenski jetzt entblößt da, wie in Andersens Märchen vom Kaiser ohne Kleider. Niemand duckt sich mehr vor seiner Arroganz, seine Misserfolge sind unübersehbar. Ein…

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    You Missed

    Donald Trumps Rede vor dem gemeinsamen Kongress, 4. März

    • März 15, 2025
    • 4 views
    Donald Trumps Rede vor dem gemeinsamen Kongress, 4. März

    Das unrühmliche Ende des Selenski-Kults

    • März 15, 2025
    • 6 views
    Das unrühmliche Ende des Selenski-Kults

    Im «besten Deutschland aller Zeiten»: Schlechte Stimmung und immer mehr Pleiten im Handwerk

    • März 15, 2025
    • 4 views
    Im «besten Deutschland aller Zeiten»: Schlechte Stimmung und immer mehr Pleiten im Handwerk

    Austauschbar: Laschet – Werde ständig mit Pistorius verwechselt

    • März 15, 2025
    • 4 views
    Austauschbar: Laschet – Werde ständig mit Pistorius verwechselt

    Der neue Antiamerikanismus als Falle

    • März 14, 2025
    • 7 views
    Der neue Antiamerikanismus als Falle

    Kredite ohne Grenzen? Bundestag diskutiert Hyper-Verschuldunspläne für das größte Aufrüstungsprogramm in der Geschichte der BRD

    • März 14, 2025
    • 7 views
    Kredite ohne Grenzen? Bundestag diskutiert Hyper-Verschuldunspläne für das größte Aufrüstungsprogramm in der Geschichte der BRD