In einem großen Interview für die „Bild-Zeitung“ und andere Springer-Medien hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter anderem zu seinen Kontakten mit Bundeskanzler Olaf Scholz geäußert. In erster Linie sei es dabei um Waffenlieferungen gegangen.
„Unsere Partner haben bestimmte Waffen, die wir heute brauchen, um zu überleben“, sagte er. „Die Ukraine braucht sie, um zu überleben und ich verstehe einfach nicht, warum wir diese Waffen nicht bekommen“. Damit meine er Taurus, aber auch amerikanische ATACMS-Kurzstreckenraketen und F-16-Kampfjets.
Das TaurusThema sei „nicht so einfach“, so Selenskyj. „Soweit ich es verstehe, sagt der Bundeskanzler, dass Deutschland keine Atommacht ist und dass es das stärkste Waffensystem in Deutschland ist.“ Und Scholz könne sein Land nicht ohne dieses Waffensystem zurücklassen.
„Aber ich denke nicht, dass das die Welt vor der atomaren Gefahr seitens Russland schützen wird“, betonte er.
Selenskyj lobte ausdrücklich sein Verhältnis zu Scholz, warnte aber zugleich, auf Stimmen wie SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zu hören, die den Krieg „einfrieren“ wollen. Scholz werde „kein Friedenskanzler sein, wenn er diesen Krieg einfrieren möchte“, erklärte der ukrainische Staatschef. Nach seiner Ansicht würde der Kreml einen eingefrorenen Krieg nur nutzen, um sich auf einen neuen Angriff vorzubereiten.
„Natürlich, ein Teil der Menschen wird sich freuen. Die Welt wird sagen: ,Ja, es ist uns gelungen, den Konflikt einzufrieren, die Raketen fliegen nicht.‘ Das ist nur bis zu dem Moment, bis Russland die Produktion und die Vorräte von Militärtechnik, Raketen, Drohnen einfach vergrößert und alle Fehler analysiert hat, die es am Anfang gemacht hat.“
Selenskyj machte klar, dass er mit Putin nicht verhandeln will und auch nicht bereit ist, Territorien abzugeben.
Skeptisch nimmt er auch die Behauptung von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump auf, dieser hätte einen Plan, um den Konflikt innerhalb kürzester Zeit beizulegen.
„Wenn der Deal darin besteht, dass wir einfach unsere Territorien abgeben und wenn das die Idee ist, dann ist die Idee sehr primitiv“, betonte er. „Ich denke, wenn Trump tatsächlich einen eigenen Ansatz hat, um den Krieg schnell zu beenden, dann würde ich mir sehr gerne die Idee anhören. Aber wir brauchen starke Argumente. Wir brauchen keine fantastische Idee, sondern eine reale.“