Brüssel kämpft gegen Chinas Windräder

Europas Hersteller von Windturbinen fühlen sich von der chinesischen Windindustrie bedroht. Im Konkurrenzkampf hofft die Branche auf neue Regeln aus Brüssel.

shutterstock/Allexxandar

Brüssel arbeitet momentan daran, Maßnahmen zu ergreifen, um europäische Windturbinenhersteller vor chinesischen Konkurrenten zu schützen. Inmitten von Diskussionen über „Made in Europe“-Anforderungen und Überlegungen zu Anti-Dumping-Zöllen gewinnt ein Thema stillschweigend an Bedeutung: die Cybersicherheit. Darüber berichtet das Portal Eruactiv. Dies erinnere an ähnliche Empfehlungen, die EU-Länder dazu veranlassten, die Technologie von Huawei aus ihren 5G-Netzen auszuschließen. Der chinesische Telekommunikationskonzern ist inzwischen in mehreren EU-Ländern vom 5G-Aufbau ausgeschlossen, in Großbritannien werden Masten von Huawei wieder abgebaut.

Die Industrie stelle demanch zwei Szenarien vor. So könnten zum einen sensible Daten von Windturbinen-Sensoren über eine Satellitenverbindung an Drittländer übermittelt werden, oder China erhält die Möglichkeit, per „Knopfdruck“ Tausende von Turbinen abzuschalten und die Energiemärkte ins Chaos zu stürzen.

Innerhalb dieses Jahres werde eine Empfehlung aus Brüssel erwartet, aufgrund derer die Bundesregierung dann entscheiden soll. EU-Regeln sollten „sicherstellen, dass sichere Anlagen“ in Europa installiert werden, wird Juan Virgilio Marquez vom spanischen Windenergieverband AEE beim jährlichen Branchentreffen in Bilbao zitiert.

Doch nicht alle in der Branche würden die Gefahr sehen. Aus der Sicht von Rafael Mateo von Acciona Energia gibt es abgesehen von den üblichen Betriebsmesswerten wie Windgeschwindigkeit, Energieertrag und Rotorblattwinkel „nichts Nennenswertes“, was man aus dem Zugang zu einer Turbine lernen kann.

Windenergieanlagen können laut Experten in der Regel ferngesteuert werden. Kompromittierte elektronische Geräte könnten es daher Dritten ermöglichen, die Kontrolle zu übernehmen. Allerdings müsse ein Angreifer in einem solchen Szenario „alle Windparks kontrollieren“, um das Netz ernsthaft zu gefährden.

Am 23. April wird das neue EU-Gesetz zur Industriepolitik, der Net Zero Industry Act (NZIA), von den EU-Parlamentariern verabschiedet und kurz darauf von den EU-Ländern gebilligt. Sobald es in Kraft tritt, kann die Umsetzungsphase beginnen: Ab 2026 müssen öffentliche Ausschreibungen, die erneuerbare Energien fördern, Anforderungen an die Cybersicherheit enthalten.

  • Related Posts

    Die Wiederkehr der grauen Herren

    Arbeit neu denken: Das will die Bundesregierung unter Friedrich Merz – und die Arbeitszeiten »anpassen«. Dabei denken Personen Arbeit neu, die es weder mit dem Denken noch mit der Lohnarbeit haben.…

    Deutschlands industrieller Niedergang setzt sich fort

    Einst das industrielle Kraftzentrum Europas, rutscht Deutschland immer tiefer in eine beispiellose, selbstgemachte Wirtschaftskrise. Unser Land gilt jetzt als „kranker Mann Europas“. Schlimm genug ‒ aber noch schlimmer ist: Beim…

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    You Missed

    Entlarvende Offenbarung

    • Juli 6, 2025
    • 70 views
    Entlarvende Offenbarung

    KI an Bord: Kampfpiloten leben länger

    • Juli 5, 2025
    • 18 views
    KI an Bord: Kampfpiloten leben länger

    Trump und der Kult des Todes

    • Juli 4, 2025
    • 23 views
    Trump und der Kult des Todes

    Die Bilderberger: Ein geheimes Zentrum der Macht transformiert die Welt

    • Juli 3, 2025
    • 25 views
    Die Bilderberger: Ein geheimes Zentrum der Macht transformiert die Welt

    Alles Gute, liebe Kameraden!

    • Juli 2, 2025
    • 24 views
    Alles Gute, liebe Kameraden!

    Was ist dran an Trumps 30-Milliarden-Dollar-Angebot an Iran?

    • Juli 1, 2025
    • 9 views
    Was ist dran an Trumps 30-Milliarden-Dollar-Angebot an Iran?