Maskenfetischismus: Mutig in die Angst

Eine Autorin der „taz“ verkündet stolz, sie trage gegen die Grippe eine Maske und fragt scheinheilig, was denn am Infektionsschutz so „unzumutbar“ sei. Die Zumutung ist die Autorin selbst. 

Ein Beitrag von Tom J. Wellbrock

Screenshot/ Wolfgang Effenberger – Twitteraccount Prof. Dr. Stefan Homburg

„Starke Gefühle“ – unter diesem Namen hat die taz-Autorin Anna Böcker ein durch und durch unzumutbares Stück verfasst. Sie selbst ist sich keiner Schuld bewusst, im Gegenteil, sie konstruiert beim Leser ein schlechtes Gewissen. Möge sich die Hoffnung erfüllen, dass sie damit erfolglos bleiben wird.

Die konstruierte Wirklichkeit 

Es war unter anderem Paul Watzlawick, der uns immer wieder mit der Fragwürdigkeit der Wirklichkeit konfrontiert hat. Zu den wertvollen Gedenken Watzlawicks passt auch die Einleitung zu Böckers Artikel: 

„Unsere Autorin trägt Maske und wird dafür immer wieder angegangen. Sie bleibt ruhig, erklärt, und findet: Das ist wirklich die blödste aller Realitäten.“

Wir sind schon gleich mittendrin in der Realitätsverweigerung, gepaart mit dem moralischen Gustus der Täter-Opfer-Umkehr. Böcker schreibt: 

„Ich werde oft gefragt, warum ich eine Maske trage. Eher selten auf die empathisch-neugierige Art, sondern aggro. Ich werde zur Rede gestellt, meist von fremden Menschen, die glauben, dass ich eine ansteckende Krankheit habe.“

„Aggro“ also. Wie schlimm! Nun ist es aber nicht so, dass die Maskenträger die Opfer der Maßnahmenpolitik waren, sondern die, die damit Probleme hatten. Das waren solche mit medizinischem Hintergrund, aber auch solche, die mit einer Überzeugung zu tun hatten. In jedem Fall galten Menschen, die sich mit der Maske schwertaten, selbst als eine Art „ansteckende Krankheit“, sie waren Teil der „Tyrannei der Ungeimpften“, wie es unvergleichlich Frank Ulrich Montgomery (Vorsitzender des Weltärztebundes) bei Anne Will sagte, um auf Nachfrage zu wiederholen, dass er es ganz bewusst so ausdrückte.

Das kann man mit Fug und Recht als „aggro“ bezeichnen, durchaus vergleichbar mit dem Gerede einer taz-Redakteurin, die sich einen Spaß daraus macht, Menschen anzugreifen, die der Maske eher nicht zugeneigt sind. 

„Geh weg!“

Ach, ginge es doch nur um die schlichte Frage, ob man Lust hat, eine Maske zu tragen oder nicht. Aber nein, der Artikel von Anna Böcker ist weit mehr. Er ist die auf die Tastatur eingehämmerte Verweigerung einer Art Aufarbeitung der Maßnahmenpolitik. Denn die Autorin betont nicht nur die heilsbringende Wirkung von Masken, die die Träger selbst und andere schützen. Sie lügt auch noch, lässt Informationen weg und baut sich vor dem Leser wie eine wissende Statue auf, die mal eben klarmacht, wo der Hammer hängt. Leute reagieren auf ihren Maskenfetischismus doch tatsächlich mit Sorge und fordern sie auf: „Du machst mir Angst, geh weg!“

Dabei – so Böcker – gibt es gar keinen Grund, Angst zu haben, zumindest nicht vor ihr. Aber andere Dinge sollten Angst erzeugen, findet sie: 

„Das ist doch die blödste aller Realitäten. Leute mit Maske werden diskriminiert, Luftfilter entsorgt. Ein Teil der Bevölkerung glaubt, dass die Impfung an Long ­Covid schuld sei und nicht Covid. Die Grippe-Impfquoten sind weit von den Zielquoten entfernt. Weil so viele krank sind, kommen die, die es noch können, halb krank zur Arbeit und schalten die übrigen Verbliebenen aus.“

Die „blödeste aller Realitäten“ sieht die Autorin also in der ihr widerfahrenden Diskriminierung. Die Corona-Impfung nennt sie nur „Impfung“, um damit jeden, der skeptisch gegenüber diesem verheerend schnell entwickelten Impfstoff ist, zwischen den Zeilen als grundsätzlichen Impfgegner zu titulieren. Die schrecklichen und weltweit zu Millionen vorkommenden Nebenwirkungen dieser Corona-“Impfung“ verschweigt sie komplett, so als gebe es diese überhaupt nicht. Dass Menschen, die auf die Grippe-Impfung verzichten, andere gleich „ausschalten“, könnte man auch als fahrlässigen Mordversuch interpretieren.

Man fühlt sich in die dunkle Corona-Vergangenheit zurückversetzt, wenn man liest: 

„Klar ist Maske tragen lästig, und auf Impfarm hat auch niemand Lust. Aber sie kurz in der Bahn oder dem Supermarkt aufzusetzen, tut echt nicht weh. Tagelang mit einem Infekt flachzuliegen ist definitiv lästiger. Maskentragende werden oft für verrückt und paranoid gehalten. Aber vielleicht ist es auch ein bisschen verrückt, sich ungeschützt in eine U-Bahn voller hustender Menschen zu setzen und zu rätseln, warum irgendwie alle krank sind.“

Das hatten wir doch alles schon, nur ein „kleiner Piecks“, all dieses Gerede. Doch die taz-Autorin fühlt sich berufen, noch einmal nachzutreten und verbiegt sich regelrecht bei dem Versuch, den Menschen nachträglich und präventiv die Angst vor einem Virus einzureden und sie mit erhobenem Zeigefinger darauf hinzuweisen, dass sie damals falschgelegen haben und es auch heute noch tun. 

Komplett anachronistisch ist auch dieser Absatz: 

„Wir haben einigermaßen gute Werkzeuge zur Verfügung. Die Kasse zahlt die Impfungen. Tests und Masken werden uns hinterhergeworfen. Ein Luftfilter kostet Arbeit­ge­be­r_innen weniger als ein, zwei Vertretungsschichten. Aber wir nutzen sie kaum. Währenddessen bleiben Risikopersonen lieber zu Hause und müssen sich gut über­legen, ob sie es sich leisten können, zur Ärztin zu gehen.“

Erneut sieht man vor dem geistigen Auge Szenen aus dem Jahr 2020 oder 2021, erneut bewirft uns jemand mit dem nichtssagenden Dreck, den wir von damals kennen. Die „Risikopersonen“, die Böcker meint, waren damals übrigens alle Teile der Bevölkerung, jeder hatte zu Hause zu bleiben, und wer es auch nur wagte, einen Waldspaziergang zu machen, musste mit heftigen Sanktionen rechnen. Ganz schlimm dran waren aber jene Risikopersonen, die alt, krank und einsam in Pflegeheimen starben, weil die Angehörigen nicht zu ihnen gelassen wurden. Oder junge Leute, die in Parks von Streifenwagen verfolgt wurden, weil … ja, weil sie eben im Park waren. Risikopersonen waren auch Kinder, die nicht in die Schule oder auf den Spielplatz gehen durften, die für den möglichen Tod ihrer Eltern oder Großeltern verantwortlich gemacht wurden und die heute zu erschreckend großen Teilen Probleme beim Lernen haben, sich mit Depressionen oder Suizidgedanken plagen und einen wichtigen Teil ihrer Kindheit schlicht verloren haben. Er wurde ihnen genommen, und niemand ist bereit, ihn ihnen zurückzugeben. 

Journalistische Mittäterschaft 

Anna Böcker kann nicht anders. Wie viele ihrer Kollegen war (und ist) sie eine militante Befürworterin der Maßnahmen-Politik. Gut abzulesen ist das an ihrem Artikel „Alle in die Impfpflicht nehmen“ vom November 2021. 

Böcker quält sich also mit … nein, sie quält sich nicht, aber es wäre besser, wenn sie es täte. Wenn sie sich also mit der Frage auseinandersetzen würde – und die wäre quälend, ohne Zweifel -, welche unrühmliche Rolle sie als Journalistin damals gespielt hat. Sie müsste sich fragen, ob ihr Medienstück, das alle in die Impfpflicht nehmen wollte, nicht vielleicht ein Beitrag zu einem totalitären Staat war. Sie müsste in sich gehen und sich Gedanken darüber machen, wie es sein kann, dass eine Kaste aus Politik und Medien resistent gegenüber neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen war, als nicht weniger als die Frage im Raum stand, ob man diese Form der Herrschaft noch Demokratie nennen kann. 

Es gibt unzählige weitere Fragen, die die Journalistin sich stellen könnte, sich stellen müsste! Aber es passiert nicht, weder bei ihr noch bei der herausragenden Mehrheit ihrer Kollegen, und damit reiht sie sich ein in die Politiker, die damals ebenfalls fleißig mit am Totalitarismus arbeiteten. Sie sind Komplizen und sie werden sich kein Auge aushaken, nein, diese Krähen, die eher wie Aasgeier demokratischer Werte daherkommen, taugen für eine Aufarbeitung nicht. 

Corona ist jetzt! Und Böckers Artikel unterstreicht eindrucksvoll, dass dem so ist und eine Aufarbeitung nicht möglich ist, weil wir uns nach wie vor mittendrin befinden in der Maßnahmen-Politik. Der Grund ist nicht mehr Corona, der Grund heißt inzwischen „Ukraine“, aber die Vorwände sind austauschbar, sie können auch „Klimawandel“ oder „Kampf gegen rechts“ heißen. Immer geht es darum, totalitäre Ansätze zu vervollständigen, den Druck auf Andersdenkende zu erhöhen und lediglich in den Kategorien „Richtig“ und „Falsch“ zu denken. 

Man kann vortrefflich darüber diskutieren, ob die taz-Autorin Anna Böcker schlicht eine treue Erfüllungsgehilfin ist, die brav im Auftrag der Eliten unterwegs ist und selbst in der einen oder anderen Form von ihrer Kombination aus Angstmache und der Erzeugung eines schlechten Gewissens profitiert. Oder aber ob sie wirklich überzeugt ist von dem, was sie denkt und schreibt und daran glaubt, auf der richtigen Seite zu stehen, zu „den Guten“ zu gehören. Letzteres ist ja für die Karriere inzwischen unverzichtbar.

Vermutlich handelt es sich bei der Schreiberin, die leidenschaftlich gern Maske trägt, um eine Kombination aus beidem. Das macht es aber schlussendlich nur noch schlimmer. 

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Oskar Lafontaine, Max Otte, Andrej Hunko, Patrick Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«. Gründungsmitglied und Mitherausgeber der neulandrebellen.

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen. 

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