• Berlin 24/7
  • Politik
  • Überraschender Sieg des Linksbündnisses bei den Stichwahlen zur französischen Nationalversammlung
MEISTKOMMENTIERT
MEISTGELESEN

Überraschender Sieg des Linksbündnisses bei den Stichwahlen zur französischen Nationalversammlung

Copyright (c) 2024 Jean-Marc RICHARD/Shutterstock.  No use without permission.
Bild: Copyright (c) 2024 Jean-Marc RICHARD/Shutterstock. No use without permission.
Im zweiten Durchgang der französischen Parlamentswahlen konnte ein Linksbündnis das Blatt wenden und den im ersten Wahlgang noch klar führenden Rassemblement National klar besiegen. Allerdings verfehlte das Linksbündnis die absolute Mehrheit, was die Regierungsbildung deutlich erschweren wird. Das Pro-Macron-Bündnis Ensemble kam überraschend auf Platz 2 der Stichwahl.

Das Linksbündnis, das eilig nach dem Sieg des Rassemblement National im ersten Wahlgang geschmiedet worden war, hat einen überraschenden und überraschend eindeutigen Erfolg in der Stichwahl zur französischen Nationalversammlung erringen können. Der frenetische Jubel der Anhänger des Nouveau Front populaire (NFP - deutsch: Neue Volksfront), die sich auf dem Pariser Platz der Republik versammelt hatten, deutete darauf hin, dass mit so einem klaren Sieg des Linksbündnisses niemand gerechnet hatte.

Entsprechend beeindruckt und niedergeschlagen wirkte der Chef des Rassemblement National (RN), Jordan Bardella, der die Niederlage seiner Partei einräumen musste, aber die Überzeugung vertrat, dass seine Partei nicht am Ende ihres Weges angekommen ist.

"Das Bündnis der Schande und die Wahlabsprachen, die Macron mit linksradikalen Gruppen getroffen hat, berauben die Franzosen heute Abend einer Politik des Aufschwungs, die sie mit großer Mehrheit befürwortet hatten."

Ebenfalls überraschend für Wahlbeobachter war die Tatsache, dass das Pro-Macron-Bündnis "Ensemble" den zweiten Wahlgang auf Rang 2 für sich entscheiden konnte, nachdem die Partei im ersten Wahlgang bereits als abgeschrieben galt.

Der parteiübergreifende Zorn auf Präsident Emmanuel Macron, der in beinahe handstreichartigem Vorgehen die Wahlen ausrief als seine Partei dramatisch bei den Wahlen zum EU-Parlament verloren hatte, führte augenscheinlich dennoch nicht zu einer totalen Abwahl des Macron-Lagers.

Nichtsdestotrotz wird die Regierungsbildung in Frankreich kompliziert, denn kein Parteienbündnis kann eine eindeutige absolute Mehrheit in der 577 Plätze umfassenden Nationalversammlung auf sich vereinen und viele Parteien hatten im Vorfeld bestimmte Koalitionen ausgeschlossen. Das Linksbündnis kann nach derzeitigem Stand wohl 182 Sitze, Macrons Allianz 168 und der rechtspopulistische Rassemblement National 143 Sitze für sich verbuchen.

In Berlin und Brüssel waren die ersten Reaktionen ungeachtet dessen große Erleichterung darüber, dass der RN nicht den befürchteten Erdrutschsieg erringen konnte. Wahlbeobachter in und außerhalb Frankreichs konstatieren aber eine tiefe Spaltung der Fünften Republik, die sich in brutaler Gewalt während des Wahlkampfes und unerbittlicher Härte in der argumentativen Auseinandersetzung bei Wahlkampfveranstaltungen äußern.

Premierminister Gabriel Attal hatte noch am Wahlabend angekündigt, dem Präsidenten noch heute seinen Rücktritt anzubieten.

Kommentare