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Einsturz der Carolabrücke: Sanierungsmangel vermutet – Polizei: Null Anhaltspunkte für strafbares Verhalten

Beim teilweisen Einsturz der Carolabrücke ist Dresden in der Nacht zum Mittwoch nur knapp einer Katastrophe entgangen: Beim Einsturz eines etwa 100 Meter langen Abschnitts, über den Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg über die Elbe führten, wurde niemand verletzt oder gar getötet.

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Bild: shutterstock/trabantos

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) reagieren erleichtert, dass niemand verletzt wurde. «Es ist glimpflich abgegangen», sagte Kretschmer. Es sei nicht auszudenken, wenn es am Tag passiert, Straßenbahn und Autos auf der Brücke gewesen wären. «Wir können nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen ist», sagte auch Dresdens Stadtchef Hilbert.

Die Carolabrücke ist eine Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971. Zwei ihrer Brückenzüge, die Teile A und B, wurden in den vergangenen Jahren bereits saniert. Eingestürzt ist nun der Teil C, der im nächsten Jahr saniert werden sollte.

Holger Kalbe, verantwortlich für die Sicherheit aller Brücken in Dresden, äußerte die Vermutung, dass Korrosion für den Einsturz verantwortlich sein könnte - eine Folge von mangelhafter Wartung in der Vergangenheit.

Der Brückenbauexperte Steffen Marx bezeichnete den Einsturz als Desaster. «Es ist insbesondere auch deswegen ein Desaster, weil es niemand vorhergesagt hat», sagte Marx, der Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden ist, vor Ort. «Das Bauwerk muss man heute unter komplett einsturzgefährdet verbuchen.» 

Als eine der ersten großen Spannbetonbrücken in der DDR habe die Carolabrücke alle Defizite, die ein solches Bauwerk aus der Frühzeit der Spannbetonbrücken habe. «Ein besonders tragisches Defizit ist, dass die Brücke keine Redundanzen hat, das heißt: Wenn irgendwas ist, folgt der Einsturz», erläuterte Marx.

Der Einsturzort wurde von der Polizei großräumig abgeräumt. Der Autoverkehr und Straßenbahnen wurden umgeleitet. Die noch stehenden Brückenteile können bis auf Weiteres nicht genutzt werden.

Die Polizei geht bei dem Teileinsturz bislang von einem Unglück aus. «Es gibt null Anhaltspunkte für irgendein strafbares Verhalten, sagte ein Sprecher der Dresnder Polizei. Sollte sich dabei herausstellen, dass Fehler gemacht worden seien, dann würde auch ein Strafverfahren eingeleitet, hieß es. «Aber diese Anhaltspunkte fehlen im Moment.»

(red/dpa)

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