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„Schallende Ohrfeige“ für Orbán – Ungarns Polit-Aufsteiger holt 30 Prozent der Stimmen

Erst im März ist Péter Magyar auf der politischen Bühne Ungarns erschienen. Jetzt wurde seine Partei Tisza in der Europawahl zur stärksten Oppositionskraft. Er holte aus dem Stand 30 Prozent der Stimmen und damit 1,3 Millionen der ungarischen Wählerstimmen. Im Gegensatz zu 44 Prozent und zwei Millionen Stimmen für die Regierungspartei Fidesz.

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Bild: shutterstock / csikiphoto

Viktor Orbáns Fidesz-Partei verlor acht Punkte und fuhr das schwächste Ergebnis ein, das die ungarischen Nationalkonservativen in einer Wahl zum Europaparlament je holten.

Aber in allen staatsnahen Medien, und das ist die große Mehrheit, kam der Senkrechtstarter Péter Magyar in Schlagzeilen und ersten Analysen nicht vor, kritisiert die Süddetusche Zeitung. Dieser hatte nach Schließung der Wahllokale von einem „Waterloo“ für Fidesz gesprochen und bis in die Morgenstunden mit seinen Anhängern auf den Straßen Budapests getanzt. Stattdessen wurde der Ministerpräsident im Kreise applaudierender Parteimitglieder gezeigt und damit zitiert, dass Fidesz „beide Wahlen gewonnen“ habe. Und dass die Oppositionsparteien, die Linken und die Liberalen, „zerstört“ worden seien.

Die Realität außerhalb der Fidesz-Welt sehe anders aus. Der Wiener Ungarnexperte Paul Lendvai betrachtet die 30 Prozent von Magyar, der als früheres Fidesz-Mitglied und Manager von staatsnahen Firmen im Februar politisch aktiv geworden war, sogar als „europäische Sensation“. Das Ergebnis der EU-Wahl in Ungarn sei eine „schallende Ohrfeige“ für Orbán, der als Ministerpräsident zuletzt 2022 wiedergewählt wurde.

„Nun kann es einer bürgerlich-liberalen Partei, vergleichbar mit der Bürgerkoalition von Donald Tusk in Polen, gelingen, den absoluten Machtanspruch von Fidesz aufzubrechen“, so der Autor und Journalist Lendvai Magyars schneller und großer Erfolg sei ein eindeutiges Indiz für die aufgestaute Unzufriedenheit der Bürger mit einem korrupten, illiberalen System.

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