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Polnische Medien: Heftiger Streit zwischen Selenskyj und Sikorski

 Bei einem Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski am vergangenen Freitag in Kiew hat es laut polnischen Medien einen Streit zwischen den beiden zu mehreren Themen gegeben. Wie die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf Polens größtes Nachrichtenportal Onet berichtet, sei die Atmosphäre des Gesprächs, an dem auch der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis teilnahm, äußerst angespannt gewesen. „Den Berichten der Gesprächsteilnehmer zufolge war die Atmosphäre zwischen Selenskyj und Sikorski äußerst angespannt, man könnte sogar von einem Streit sprechen“, wird Onet von der Zeitung zitiert. „Die Polen schienen zumindest überrascht von dem Stil zu sein, mit dem Selenskyj versuchte, den Chef des polnischen Außenministeriums zu behandeln.“

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Bild: shutterstock/photocosmos1

Selenskyj soll Polen vorgeworfen haben, die Ukraine bei den EU-Beitrittsverhandlungen nicht zu unterstützen. Sikorski habe erwidert, dass Polen ein Jahrzehnt gebraucht habe, um der Europäischen Union beizutreten, und die vom Büro des ukrainischen Präsidenten vorgeschlagene Frist „unrealistisch“ sei. Die Ukraine möchte bis 2030 Mitglied der EU werden, muss jedoch zunächst Dutzende institutionelle und rechtliche Reformen durchführen.

Dem Onet-Bericht zufolge forderte Selenskyj außerdem, dass Polen mehr militärische Ausrüstung in die Ukraine liefert und Raketen und Drohnen über der Ukraine abschießt, schreibt das Blatt. „Sikorski antwortete, dass dies ohne einen Nato-Beschluss nicht möglich sei. Den Abschuss russischer Drohnen und Raketen über der Ukraine lehnt das Verteidigungsbündnis bisher ebenso ab wie die Forderung Kiews nach einer Flugverbotszone über dem Land.“

Während der angespannten Diskussionen sei auch das Massaker von Wolhynien im Jahr 1943 zur Sprache gekommen, nachdem Sikorski die Ukraine vor einigen Tagen aufgefordert hatte, „das Problem zu lösen“. Der polnische Außenminister forderte die Exhumierung der Opfer für eine „christliche Umbettung“.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Tausende Polen in der von den Nazis besetzten Region Wolhynien von Mitgliedern der Ukrainischen Aufständischen Armee getötet. Als Vergeltungsmaßnahme wurden Tausende Ukrainer getötet. Daraufhin sagte Selenskyj laut Onet, dass Polen die Tragödie von Wolhynien aus innenpolitischen Gründen aufbauschen würde. „Irgendwann war die Stimmung so schlecht, dass man sogar von einem Streit sprechen konnte. Die litauische Delegation versuchte nicht, den polnischen Minister zu unterstützen“, heißt es in dem Onet-Artikel.

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